Strukturaufstellungen geben einen Raum,
in dem die Themen wohnen.

Matthias Varga von Kibéd

Strukturaufstellungen geben einen Raum,
in dem die Themen wohnen.

Matthias Varga von Kibéd

>    Begründer der Methode

Systemische Strukturaufstellungen (SySt®) sind ein von Insa Sparrer und Matthias Varga von Kibéd entwickeltes Aufstellungsverfahren, das lösungsfokussiertes Vorgehen und Aufstellungsarbeit auf wunderbare Weise vereint.

>    Wurzeln und Quellen

Hierzu zählen die hypnotherapeutische Arbeit von Milton Erickson, der lösungsfokussierte Ansatz der Schule von Milwaukee nach Steve de Shazer und Insoo Kim Berg, die systemischen Ansätze in Therapie und Beratung und verschiedene Formen von Gruppensimulationsverfahren nach Virginia Satir und Jacob Levy Moreno.
Von Virginia Satir wurden die therapeutische Grundhaltung und das Menschen- und Weltbild, das sie verkörperte, in die SySt® übernommen.
Dies zeichnet sich aus durch Wertschätzung und Mitgefühl, dem Verzicht auf eine Machtposition und auf provokative Techniken und der Überzeugung, dass jeder Mensch im Prinzip etwas Gutes verfolge. Böses entstehe demnach durch Missverständnisse und Verwechslung von Mittel und Ziel.

Von Iván Böszörményi-Nagy wurde die Idee der generationsübergreifenden Muster, das Prinzip der Allparteilichkeit und die Ausgleichsprinzipien von Geben und Nehmen in die SySt® integriert. Er machte erstmals die Beobachtung, dass manche seiner Klienten unter Mustern litten, die es bereits über mehrere Generationen gegeben hatte.

Von Hellinger wurden zum Beispiel die Berücksichtigung von Reihenfolge und dem Einsatz von Systemmitgliedern verwendet.
Diese werden innerhalb der SySt® jedoch kurativ eingesetzt und nicht deskriptiv oder normativ.
Die Arbeitsweise und Haltung von SySt® weicht in vielen Punkten von den von Hellinger vertretenen Ansichten und seiner Arbeits- und Herangehensweise ab.

Nähere Informationen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede finden Sie unter: 

Auch Ansätze von Wittgenstein, George Spencer-Brown, dem Madhyamaka-Buddhismus, Charles Sanders Peirce, Korzybski und Aristoteles haben die systemischen Strukturaufstellungen mit beeinflusst und geprägt.

>    Was sind systemische Strukturaufstellungen

Die SySt® können als eigene Form einer Sprache verstanden werden. Sie ermöglichen dem Klienten, ein inneres Bild einer für ihn gerade problematischen Situation außen im Raum abzubilden.

Die Beziehungsstruktur zwischen den Systemmitgliedern kann auf diese Weise veranschaulicht und in die gewünschte Richtung verändert werden.

Die Veränderungen können über den Klienten zurückwirken auf das System (z. B. die Familie), das abgebildet wurde.

Es können sowohl Personensysteme (z. B. Familien, Teams, Organisationen) als auch Problemsysteme, Wertesysteme, Körpersysteme u. a. mithilfe von Strukturaufstellungen abgebildet werden.

>    Kennzeichen der systemischen Strukturaufstellungen/SySt®
  • Eine Sprache, die vermittelt werden kann:

    Die SySt® ist eine Sprache mit eigener Grammatik und macht sie erlernbar für jeden, der sich mit der Grammatik dieser Sprache und ihren Regeln vertraut macht.

  • Lösungsfokussiertes Vorgespräch und sorgfältige Auftragsklärung

    Vor jeder Aufstellung erfolgt eine sorgfältige Auftragsklärung. Diese beinhaltet, was das Ziel der Aufstellung sein soll.

    Hierüber wird erkennbar, was der Klient wirklich möchte und wohin es für ihn gehen soll. Sein Anliegen und Auftrag sind Basis für alle weiteren Schritte und Interventionen.

    Die Zielsetzung wird anhand spezifischer Fragen in den Alltag eingebettet, was an späterer Stelle die Umsetzung erleichtert. Zudem kann sehr genau berücksichtigt werden, ob eine Veränderung derzeit schon sinnvoll ist und wie mit möglichen Auswirkungen umgegangen werden kann. Dies fördert eine nachhaltige und effektive Umsetzung der Lösungen.

  • Gastgeberschaft statt Leiter der Aufstellung:

    Die Aufstellungsleiter werden als Gastgeber bezeichnet, weil sie nicht leiten, sondern den Raum halten, schützen und dafür Sorge tragen, dass Resonanz stattfinden kann. Der Gastgeber macht sich kein Bild über ein richtiges Ergebnis der Aufstellung und begleitet absichtslos den Prozess.

    Auf provokatives Vorgehen wird verzichtet. Humor hingegen wird als eine wichtige Ressource im Prozess genutzt.

  • Verzicht auf Zuschreibungen von Eigenschaften an Personen:

    Aufstellungen zeigen sehr eindrucksvoll, dass unter bestimmten Bedingungen Eigenschaften auftreten, die unter anderen Voraussetzungen wieder verschwinden. Der Verzicht auf feste Zuschreibungen von Eigenschaften an Personen erleichtert Veränderungsprozesse und schützt vor Bewertungen.

  • Systemisch-konstruktivistische Vorgehensweise

    Realität wird nicht als etwas neutral Gegebenes betrachtet, sondern als abhängig von der subjektiven Betrachtung des jeweiligen Beobachters.

  • Repräsentierende Wahrnehmung:

    Die repräsentierende Wahrnehmung ist eine Fähigkeit, zu der jeder Mensch Zugang hat. Wir müssen nichts erlernen, um diese Fähigkeit nutzen zu können.

    Innerhalb der Aufstellung ermöglicht diese Wahrnehmung, „stellvertretend“ Unterschiede und veränderte Empfindungen wahrzunehmen, die zum aufgestellten System passen.

    Die repräsentierende Wahrnehmung wirkt auch dann, wenn die Repräsentanten die Inhalte der Fragestellung nicht kennen. Dies wird als verdeckte Arbeit bezeichnet. Auch der Gastgeber bzw. Leiter der Aufstellung kann eine Aufstellung durchführen, ohne über den Inhalt des Anliegens informiert zu sein.

  • Wertschätzung und Lösungsfokussierung statt Problemanalyse

    Die SySt® sind gekennzeichnet durch eine lösungsfokussierte, ressourcenorientierte und wertschätzende Haltung und Herangehensweise.

    Geforscht wird nicht nach Ursachen, sondern nach allem, was zur Lösung des Problems beiträgt und in die gewünschte Richtung führt.

    Der Klient wird als Experte in Bezug auf den Inhalt seines Anliegens betrachtet und wirkt am Prozess aktiv mit.

    Lösungsfokussierung zeichnet sich durch ein Grundvertrauen in den Klienten und seine Ressourcen aus. Er trägt alles bereits in sich, was zur Lösung des Problems benötigt wird. Aufgabe des Beraters ist es, ihn damit wieder in Kontakt zu bringen.

  • Verzicht auf Deutung und Ursachenforschung:

    Deutung und Interpretation seitens des Aufstellungsleiters (dem sog. Gastgeber) oder der Repräsentanten sind für eine Klärung nicht notwendig. Nur der Klient selbst hat die Zuordnung zu den Äußerungen der Repräsentanten. Für die Lösung wirkt sich Deutung häufig sogar einschränkend aus.

    Die SySt® vermitteln Erfahrungen und sehen diese als wichtiger an als Wissen über die Entstehung von Problemen. „Veränderung geschieht durch Erfahrung, nicht durch Deutung.“ (Mattthias Varga von Kibèd und Insa Sparrer).

  • Zulassen von Mehrdeutigkeit und Einbeziehen verschiedener Strukturebenen

    Mehrdeutigkeit wird bewusst zugelassen, sodass Veränderungen und Lernerfahrungen auf mehreren Resonanzebenen stattfinden können. Verändert werden Beziehungsstrukturen und keine Systeme als solche.

    Beispiel:

    Jemand hat Schwierigkeiten in der Beziehung zu seinem Chef. Die Beziehungsstruktur weist Ähnlichkeiten zu der zum Vater auf.

    Nun kann auf beiden Ebenen gleichzeitig gearbeitet werden, auch ohne, dass die familiäre Ebene explizit benannt würde. Die Lösung kann dann innerhalb beider Beziehungsebenen wirksam werden.

  • Diskretion durch die Möglichkeit verdeckten Arbeitens:

    Aufstellungen ermöglichen ein Arbeiten ohne inhaltliches Wissen. Der Klient muss nichts über den Inhalt seines Anliegens preisgeben. Er kann für die dazugehörigen Systemteile Buchstaben wählen. Auch der Gastgeber bzw. Leiter der Aufstellung kann eine Aufstellung durchführen, ohne den Inhalt des Anliegens zu kennen.

    Insbesondere im Organisationskontext ist diese Möglichkeit von Bedeutung, weil auf diese Weise die Privatsphäre geschützt bleibt.

>    Ablauf einer SySt®

Am Anfang steht eine lösungsfokussierte Auftragsklärung, auf Problemanalysen wir verzichtet.

Es wird erörtert, welche Personen, Ressourcen oder Kontextfaktoren für den Klienten mit seinem Anliegen verbunden sind.

Diese werden im Gruppensetting mittels anderer Personen (Repräsentanten) im Raum aufgestellt. Die Repräsentanten haben nun die Fähigkeit, stellvertretend etwas wahrzunehmen, was zum aufgestellten System passt (repräsentierende Wahrnehmung). Sie geben mit ihren Aussagen wichtige Hinweise auf günstige Veränderungstendenzen des Systems. Die Zuordnung der Aussagen hat alleine der Klient. Nur er kann diese hinsichtlich seines Anliegens verknüpfen und verstehen. Er hat die Deutungshoheit.

Das anfängliche Problembild wird nun Schritt für Schritt so lange verändert, bis das Bild für den Klienten ressourcenreicher ist (sog. Lösungsbild).

Ablauf im Einzelsetting

>    Was ermöglichen systemische Strukturaufstellungen?

  • Für den Klienten:

    Die Bilder bzw. Modelle, die wir uns von der Welt machen, beeinflussen unsere Wahrnehmung, unser Fühlen und Denken.

    Mithilfe der systemischen Strukturaufstellungen können diese Bilder räumlich dargestellt und verändert werden.

    Der Klient gewinnt neue Haltungen, Sichtweisen und Handlungsoptionen.

    Mögliche Auswirkungen von Veränderungen können getestet werden, ohne dass es negative Konsequenzen nach sich ziehen würde.

    Auch unbewusste Zusammenhänge, wie zum Beispiel Kontextüberlagerungen, werden wahrnehmbar und veränderbar. Kontextüberlagerungen treten im Alltag nicht selten auf und können sich zum Beispiel in Form von Blockaden, Konflikten oder Ängsten zeigen.

    Systemische Strukturaufstellungen bieten einen Zugang zu einem Wissen, das tiefgreifende Veränderungen und echten Wandel ermöglichen.

    Selbst nachfolgende Generationen können davon profitieren, denn belastende Muster und Dynamiken können aufgelöst und Lösungen und Ressourcen weitergegeben werden.

    Überzeugen Sie sich selbst!
    Manche Erfahrungen muss man selbst machen, um sie zu begreifen.

  • Für die Stellvertreter/Repräsentanten:

    Häufig kann man als Repräsentant Erfahrungen machen, die auch für das eigene System hilfreich sind. Das Einnehmen vertrauter und fremder Perspektiven verstärkt Mitgefühl für sich selbst und andere.

    Lösungsschritte können auf das eigene System übertragen werden, sodass alle Beteiligten etwas aus der Aufstellung mitnehmen und davon profitieren können.

  • Für Klienten/Repräsentanten/Zuschauer und Gastgeber:

    • Wer oft Teil von Aufstellungsprozessen ist, wird sein Menschenbild vielleicht radikal ändern. Aufstellungen bringen die gute Absicht, die auch hinter unschönem Verhalten verborgen liegt, zum Vorschein.
      Dies zu sehen und zu würdigen, kann den Weg zu günstigeren Verhaltensweisen ebnen.
    • Das Wissen über bestimmte Formen von Kontextüberlagerungen kann auch im Alltag sehr nützlich sein. Aufstellungsartige Phänomene treten nämlich gar nicht so selten im Alltag auf. Wer häufig als Repräsentant in Aufstellungen mitwirkt, schult seine Wahrnehmungsfähigkeit und merkt sehr viel schneller, wann Repräsentationen greifen.
      „Aufstellungen wirken wie ein Nichtanhaftungstraining“ (Matthias Varga von Kibéd):
    • Auch therapeutisch oder beratend Tätige, die häufig in belastete Felder gehen, können damit rechnen, dass sie manchmal Personen aus dem System des Klienten repräsentieren. Hier ist die Fähigkeit, dies wahrzunehmen, besonders wertvoll, und das Geschehen kann sinnvoll genutzt werden.
>    Welche Systeme können aufgestellt werden?
  • Familien (Ursprungsfamilie u./o. Gegenwartsfamilie)
  • Paarbeziehungen und Freundschaften
  • Eltern/Eltern-Kind-Beziehung
  • Organisationen
  • Teams
  • Führungskräfte und Mitarbeiter
  • Hierarchieebenen
  • Berater – Klienten- System
  • Körpersystem
  • Innere Anteile und abstrakte Elemente wie z. B. Glaubenssätze und Überzeugungen, Ziele, Hindernisse, Werte, Ressourcen, Kraftquellen, Entscheidungsalternativen
>    Mögliche Themen für Aufstellungen:
  • Themen aus dem familiären Umfeld
  • Themen aus dem beruflichen Umfeld
  • Konfliktsituationen
  • Versöhnungsarbeit
  • Verlust, Trennung und Ablösung
  • Verarbeitung belastender Geburtserlebnisse
  • Supervision zur Ideengenerierung oder Klärung des Beraterauftrags für Therapeuten, Berater und Fachkräfte
  • Entscheidungssituationen/Ambivalenzen
  • Zielerreichung
  • Ressourcenstärkung
  • Glaubenssatzarbeit und Arbeit an Wertvorstellungen und Grundüberzeugungen
  • Körperthemen, psychosomatische Themen, Umgang mit Symptomen
  • Arbeit mit inneren Anteilen
  • Sorge um nahestehende Personen und der Wunsch zu helfen
  • Stress, Zeitmanagement
  • Ängste
  • Übergangsphasen und Krisen
  • Vorbereitung für Gespräche, z. B. Bewerbungsgespräche
  • Aufhebung von Blockaden, z. B. Lernblockaden, Schreibblockaden
  • Drehbuchaufstellungen und Aufstellungen im kreativen Bereich

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